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Es gibt viele Gründe, warum Kirche politisch sein sollte

 

Einige Fakten zur Erinnerung

  • Der Klimawandel ist durch die Menschen verursacht. Eine besondere Dynamik hat er in den letzten Jahrzehnten erlangt. Er hat zutiefst mit unserem Wirtschaftssystem zu tun.
  • Die Vielfalt des Lebens (Biodiversität) nimmt in einem rasanten Tempo von erdgeschichtlichen Ausmaßen ab. Die Zerstörung der Lebenswelt ist durch die Menschen verursacht. Eine besondere Dynamik hat sie in den letzten Jahrzehnten erlangt. Sie hat zutiefst mit unserem Wirtschaftssystem zu tun.
  • Die Erschöpfung der Ressourcen ist durch die Menschen verursacht. Eine besondere Dynamik hat sie in den letzten Jahrzehnten erlangt. Sie hat zutiefst mit unserem Wirtschaftssystem zu tun.
  • Das vorrangige Ziel wirtschaftlicher Tätigkeit in privat- oder staatskapitalistischen Gesellschaften ist die Steigerung des Gewinns und die Schaffung von Tauschwert (Geld). Nutzwerte oder konkrete Bedarfsdeckung sind dagegen kein ausdrückliches Ziel. Wir glauben üblicherweise, es sei für das Gemeinwohl das beste, wenn jeder nur seinen eigenen Interessen folgt. Das ist charakteristisch für unser Wirtschaftssystem.
  • Die Welthandelsstrukturen sind zutiefst ungerecht. Das ist charakteristisch für unser Wirtschaftssystem.
  • Der milliardenfache Hunger ist nicht einfach Schicksal, sondern wird gemacht. Er ist Ergebnis von Wirtschaftsmacht, Spekulation, Vertreibung, ökologischer Zerstörung und vielem mehr. Das meiste davon steht in engem Zusammenhang mit unserem Wirtschaftssystem.
  • Der Reichtum der Welt ist sehr ungleich verteilt. Armut ist ganz wesentlich ein Verteilungsproblem. Es geht dabei nicht nur um Geld, sondern auch um Zugang zu Ressourcen, Mitbestimmung und Demokratie, Bildung usw. Die bizarre Ungleichverteilung liegt in der Logik unseres Wirtschaftssystems, das die Kategorie von Gerechtigkeit nicht kennt.
  • Die großen Probleme sind nicht aus Versehen oder durch einen Unfall entstanden. Sie sind systematisch, strukturell und von den herrschenden „Spielregeln“ her bedingt. Eine Lösung der Probleme muß deshalb bei den Strukturen und Spielregeln ansetzen.
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Bewahrung der Schöpfung

Nach (meiner) christlicher Überzeugung ist die ganze Welt und besonders alle Lebewesen ein göttliches Geschenk, oder besser gesagt eine Leihgabe, den Menschen zu verantwortungsvoller Nutzung überlassen.
Der gute Umgang mit dieser Welt geht die Kirche deshalb unmittelbar an. Eine „Entweltlichung“ anzustreben, ist gleichbedeutend mit „ist mir doch egal“.
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Für wen ist die Kirche da?

Jesus hat sich vor allem um die einfachen Menschen, die Unterdrückten, Notleidenden und Machtlosen gekümmert. Er hat sie zur Selbstermächtigung aufgerufen („Steh auf, nimm dein Bett und geh!“). Er hat zum Teilen und Gerechtigkeit aufgefordert. Er hat gegen die Anhäufung materiellen Reichtums gesprochen.
Er hat auch den Mut eingefordert, ausgetretene Wege zu verlassen. Er hat die Repräsentanten des religiösen Lebens („Schriftgelehrte und Hohepriester“) herausgefordert mit neuen Sichtweisen.
Die Kirche sollte sich ebenfalls auf die Seite der Notleidenden und Machtlosen stellen. Sie sollte sich nicht damit begnügen, die Not etwas zu lindern, sondern sollte die Mächtigen mutig herausfordern, die Strukturen zu ändern!
„Klopft an, so wird euch aufgetan“ lesen wir bei Lukas. Und in der Weihnachtszeit wird tausendfach die Herbergssuche nachgespielt. Wie kann eine christliche Kirche dazu schweigen, daß tausende von Menschen auf ihrer Fahrt über das Mittelmeer elendiglich umkommen, weil die Frontex sie mit militärischen Mitteln abwehrt?
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Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben

Worauf oder auf wen warten wir eigentlich noch?
Was muß noch alles passieren, wieviele Arten müssen noch aussterben, bis die Kirche sich deutlich rührt – 20%?, 40%?
Wir haben als Menschheit bekanntermaßen nicht mehr viel Zeit, um die Probleme gestaltend zu lösen.
Sollte die Kirche nicht den Mut zu Meinungsführerschaft haben, statt den politischen Dingen nur hinterher zu laufen?
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drohende Bedeutungslosigkeit - neue Chancen

Deutungshoheit und Expertise:
Wenn die globalen Probleme ethische oder gar religiöse Aspekte haben und die Kirche sich nicht energisch dazu äußert, so wird sie nicht mehr ernst genommen.
Carl Amery schreibt: „Es ist vorauszusehen, daß die Lebenswelt, wie wir sie kennen und bewohnen, im Laufe des anhebenden Jahrtausends zusammenbrechen und unbewohnbar werden wird. Es ist vorauszusehen, daß die Kirchen der Christenheit sehr bald, vielleicht im Laufe dieses Jahrhunderts, in völlige Bedeutungslosigkeit absinken werden.“ Diese Tendenz ist bereits an den schwindenen Zahlen und der Überalterung der Gemeinden und kirchlichen Mitarbeitern abzulesen.
Carl Amery sieht für die historischen Kirchen der Christenheit im 21. Jahrhundert einen einzigen zentralen Auftrag, nämlich den Kampf gegen die Religion des Totalen Marktes aufzunehmen und für eine bewohnbare Zukunftsgesellschaft zu wirken.
Darin liegt die große Chance, wieder die Herzen und das Interesse der Menschen zu erreichen!
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neue Mission gegen den Totalen Markt

Überall auf der Welt ist von Glaubenskonflikten oder gar –kriegen die Rede. Es entsteht der Eindruck, als müßte sich das Christentum gegen andere Religionen, insbesondere den Islam verteidigen.
Es gibt aber eine viel größere Weltreligion, deren Machtübernahme so schleichend erfolgte, daß kaum einer es bemerkte: die Religion des Totalen Marktes.
Hier gibt es alle typischen Merkmale: Tempel und Dome, Hohepriester und Schriftgelehrte, Gläubige, Dogmen, Heilige Schriften, Glaube und Glaubensbekenntnisse, Propheten, Opfer, Heilsversprechen, Riten, Sakramente und Sakrilegien, Ablaßhandel, Mythos, und anderes mehr.
Sogar die Sprache wurde gekapert: Wörter wie Preis (Lobpreis), Erlös (Erlösung), Messe, Kredit (Credo), Schuldner, Gläubiger, Offenbarungseid, Geldschöpfung usw. haben ihre Wurzeln in der (vor)christlichen Religion.
Sollte sich die Kirche nicht ihrer Unterwanderung durch die zerstörerische Religion des Totalen Marktes bewußt werden?
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Caritas versus Politik

Symptome bekämpfen oder Ursachen?
Entwicklungsdienste (und Diakonie?) sind dann erfolgreich, wenn sie sich selbst überflüssig gemacht haben, d.h. wenn die Gründe für ihre Existenz verschwunden sind.
Tafeln stabilisieren die aktuelle Politik, sie sind längst bis in die Etatplanung der Sozialverwaltung eingegangen.
Kirchliche Einrichtungen nehmen soziale Aufgaben wahr, die eigentlich die Gesellschaft übernehmen müßte.
Arbeitsteilung und Verlagerung von Verantwortung.
Damit dient die Kirche dem Staat als Feigenblatt, sie selbst ist organisatorisch eingebunden und bestens diszipliniert. Sie ist damit Teil des Systems geworden.
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Veränderung kommt von anders machen

Wasch mir den Pelz aber mach mich nicht naß.
„Radikal“ kommt von lateinisch radix – Wurzel.
Radikale Veränderung zu fordern heißt, an den Wurzeln anzusetzen und nicht nur an den Symptomen. Und die Wurzeln liegen in den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen.
An kleinen Stellschrauben zu drehen, reicht nicht mehr. Wir brauchen neue Strukturen.
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Kirche kann nicht nicht-politisch sein!

Wer etwas als falsch erkennt und es nicht benennt, akzeptiert es de facto und stärkt so diejenigen, die das Falsche tun. Politische Abstinenz fördert die Zementierung der bestehenden politischen und sozialen Verhältnisse.
Es gab historisch unsägliche Erfahrungen der Anbiederung an die staatliche Macht.
Die Kirche sollte wachsam überprüfen, daß ihre Einbindung in staatliche Sozialpolitik keine Vereinnahmung wird.
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Politik ist nicht Parteipolitik

Die Aufforderung politisch zu sein bzw. zu werden, bedeutet keineswegs Parteipolitik. Gesellschaftspolitische Forderungen und Aktivitäten können völlig unabhängig von Parteien sein.
Andererseits gibt es politische Parteien, die das Prädikat „christlich“ in ihrem Namen führen. Wenn keine parteipolitischen Farbflecke an der Kirche haften sollen, so müßte sie energisch einigen Maßnahmen dieser Parteien widersprechen, z.B. bei Rüstungsgeschäften, Förderung industrieller Landwirtschaft, bei der Zerstörung von Klima und Umwelt, bei der Flüchtlingsproblematik usw.
Wenn sie nicht widerspricht, nimmt sie billigend in Kauf, für Parteipolitik mißbraucht zu werden.
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Kirche ist längst politisch!

nur Mut: Es gibt bereits zahlreiche kirchliche Aktivitäten und Äußerungen als Vorbild (z.B. BischöfInnen Ulrich, Knuth, Huber, Käßmann, Fehrs), Landeskirche Sachsen „anders wachsen“, Politischer Kirchentag Plön, Impulstagung BGE (Kirchenkreis Schleswig-Flensburg), Reichtumskonferenz Berlin …).
Beten und das Vertrauen auf Gott ist wichtig. Aber Gott wirkt auch durch die Menschen. D.h. die Menschen müssen etwas tun! Beten und abwarten ist sicher falsch. Wir dürfen Gott nicht die Mitarbeit verweigern.
Häufig wird in den Fürbitten die Einsicht, Bereitschaft und Tatkraft der aktuell politisch Verantwortlichen erfleht – also anderer Menschen. Erbitten wir doch auch für uns selbst – also alle Menschen in und außerhalb der Gemeinde, die Pastoren, alle die in der Gemeinde Dienst tun, usw. – die Einsicht, Bereitschaft und Tatkraft, mit anzupacken und geeignete Lösungen herbeizuführen.
Und bieten wir in der Gemeindearbeit viele Projekte an, die zu Sinnes- und Lebenswandel an der Basis beitragen!

Mit Martin Luther und anderen Reformatoren stand die Kirche am Beginn der historischen „Neuzeit“. Jetzt ist es wieder so weit!